Mit Hörgerät schwimmen: Was Sie wissen sollten, bevor Sie ins Wasser gehen.
Der Sommer ist da – und mit ihm die Lust auf Schwimmbadbesuche, Strandtage und spontane Abkühlungen im See. Doch mit steigenden Temperaturen und der Vorfreude auf den Urlaub taucht bei Hörgeräteträgerinnen und -trägern eine wichtige Frage auf: „Kann ich mit meinem Hörgerät schwimmen gehen?“ – und diese Frage ist absolut berechtigt. Denn Wasser und Hörgerät vertragen sich nicht immer gut. In diesem Beitrag erfahren Sie, worauf Sie beim Schwimmen mit Hörgerät achten sollten, welche Schutzmöglichkeiten es gibt und welche Alternativen Ihnen zur Verfügung stehen, wenn Sie Ihr Hörgerät im Wasser lieber nicht tragen möchten.
Tipps für das Schwimmen mit Hörgerät im Überblick:
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Hörgerät vor dem Schwimmen herausnehmen
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Spezielle Schutzlösungen, z.B. wasserdichte Hüllen oder Schwimm-Headbands, verwenden
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Hörgerät nach dem Schwimmen gründlich trocknen
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Bei Unsicherheiten den Hörakustiker fragen
Sind Hörgeräte wasserdicht?
Bevor wir die Frage klären, ob Hörgeräte wasserdicht sind, ist es wichtig, das System der IP-Schutzklassen zu verstehen. Die IP-Schutzklassen zeigen an, ob ein Elektrogerät vor Umwelteinflüssen, wie zum Beispiel Staub oder Wasser, geschützt ist. Ein numerischer Code bestehend aus zwei Ziffern teilt hierbei die elektrischen Geräte europaweit einheitlich in verschiedene Schutzklassen ein. Dadurch wissen die Nutzerinnen und Nutzer, was sie ihrem Gerät zumuten können. Doch wie wird der vierstellige Code gelesen?
- IP: Die Codebuchstaben IP stehen für „International Protection“ oder „Ingress Protection“.
- Erste Ziffer: Die erste Ziffer gibt auf einer Skala von 0-6 an, wie gut das Gerät vor dem Eindringen fester Fremdkörper geschützt ist.
- Zweite Ziffer: Die zweite Ziffer beschreibt auf einer Skala von 0-9 den Schutz gegen das Eindringen von Wasser. Weist ein Gerät keinen Schutz gegen Fremdkörper oder Wasser auf, ist die entsprechende Ziffer 0 oder wird durch ein X ersetzt.
Die Hörakustik unterscheidet zwischen wasserabweisenden, wasserfesten und wasserdichten Hörgeräten. Wasserabweisende Hörgeräte halten ein paar Tropfen Wasser oder Schweiß aus, beispielsweise wenn Sie in einen leichten oder mäßigen Regen geraten oder Sport treiben. Wird ein Hörgerät als „wasserfest“ bezeichnet, bedeutet das, dass das Gerät kurzzeitig mit Wasser in Kontakt kommen kann, zum Beispiel bei versehentlichem Eintauchen. Dennoch ist es nicht dauerhaft unter Wasser nutzbar. Wasserdichte Hörgeräte sind zwar dafür entwickelt, auch unter Wasser zu funktionieren, trotzdem sind auch sie nicht völlig gegen Nässe geschützt.
Welche Hörgeräte eignen sich zum Schwimmen?
Selbst die Hörgeräte-Modelle mit einer IP68-Zertifizierung gelten zwar als wasserresistent, sind aber nicht für dauerhaftes Untertauchen ausgelegt. Sie halten eher Schweiß und mäßigen Regen aus, aber nicht Schwimmen und Untertauchen im Wasser.
Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO) werden häufig mit einer IP68-Zertifizierung ausgestattet, während Im-Ohr-Hörgeräte (IdO) aufgrund ihrer individuellen Bauweise nicht einzeln geprüft werden. Dadurch besitzen sie keine IP68-Zertifizierung. Aufgrund ihrer Platzierung im Ohr sind Im-Ohr-Hörgeräte etwas anfälliger für Schweiß, weil sie diesem mehr ausgesetzt sind, andererseits sind sie durch ihren tiefen Sitz besser vor Regen geschützt.
Hörgeräte und Schwimmen – was sollten Sie beachten?
Auf die Frage „dürfen Hörgeräte mit ins Wasser?“ antworten wir mit „lieber nicht“. Denn Chlor- und Salzwasser gefährden das Hörgerät:
- Chlorwasser ist schädlich für die Elektronik und kann Kunststoffe, Silikone und Gummi porös machen, wie zum Beispiel Schallschläuche oder Dichtungen.
- Salzwasser enthält Natriumchlorid, das elektrisch leitfähig ist. Wenn es in das Gerät eindringt, kann es Kurzschlüsse und Korrosion auf Platinen und Kontakten verursachen. Außerdem kristallisieren die Salzablagerungen nach dem Trocknen und können Mikrospalten öffnen, durch die später Feuchtigkeit leichter eindringen kann.
Wenn Mikrofone oder Lautsprecher mit Rückständen verstopft sind, wirkt sich das negativ auf die Tonübertragung und Klarheit aus. Auch Feuchtigkeit im Inneren kann zu Störgeräuschen oder Ausfällen führen. Deshalb empfehlen wir, das Hörgerät beim Schwimmen rauszunehmen und sicher in einer wasserdichten Aufbewahrungsbox zu verstauen.
Schutzmöglichkeiten für das Hörgerät beim Schwimmen
Wer dennoch beim Schwimmen nicht auf sein Hörgerät verzichten möchte, sollte gewisse Schutzmaßnahmen treffen. Mit speziellen Wasserschutzhüllen und Überziehern können Sie Ihr Hörgerät vor Feuchtigkeit und Nässe schützen. Diese Hüllen bestehen oft aus wasserdichtem Material und verfügen über zuverlässige Verschlüsse, die das Eindringen von Wasser verhindern. Sie eignen sich vor allem für kurzzeitige Wasserkontakte oder Planschaktivitäten im seichten Wasser.
Eine andere Möglichkeit stellen sogenannte Schwimm-Headbands oder Badekappen mit Hörgeräteschutz dar. Diese wurden entwickelt, um das Hörgerät fest am Kopf zu halten und gleichzeitig vor Spritzwasser zu schützen, sodass Sie das Hörgerät auch beim Sport im Wasser tragen können. Besonders bei Kindern oder aktiven Schwimmerinnen und Schwimmern sorgt der zusätzliche Halt dafür, dass das Gerät nicht verrutscht oder verloren geht. Einige Modelle kombinieren eine integrierte Tasche für das Hörgerät mit wasserabweisendem Material, um einen doppelten Schutz zu bieten.
Pflege des Hörgeräts nach Wasserkontakt
Der ein oder andere kennt es: Man ist in Gedanken und geht duschen oder springt unbedacht in den Swimmingpool – und das ohne vorher das Hörgerät herausgenommen zu haben. Was tun bei solch einem Notfall? Keine Panik – wichtig ist jetzt, schnell und richtig zu handeln. Hier kommen ein paar Tipps und wichtige Sofortmaßnahmen bei einem Wasserschaden an Ihrem Hörgerät:
- Sofort ausschalten und Batterie entfernen: Nehmen Sie das Hörgerät sofort aus dem Ohr, schalten Sie es aus und entfernen Sie umgehend die Batterie. So verhindern Sie, dass Strom durch das nasse Gerät fließt, denn das kann Kurzschlüsse und bleibende Schäden verursachen.
- Hörgerät vorsichtig abtrocknen: Trocknen Sie das Hörgerät vorsichtig mit einem weichen, saugfähigen Tuch ab. Vermeiden Sie es, das Gerät zu schütteln oder mit Druckluft zu bearbeiten, da Feuchtigkeit dadurch noch tiefer ins Innere gelangen kann.
- Trocknung mit Hörgerätetrockner oder Trockenkapseln: Legen Sie das Gerät für mindestens 24 Stunden in einen speziellen Hörgerätetrockner oder zu Trockenkapseln. Diese entziehen dem Gerät die Feuchtigkeit besonders effektiv. Alternativ kann auch ein luftdicht verschlossenes Gefäß mit trockenem Reis als Notlösung dienen.
- Gerät nicht sofort wieder einschalten: Auch wenn es trocken wirkt – warten Sie mindestens 24 Stunden, bevor Sie das Hörgerät wieder einschalten oder eine neue Batterie einsetzen. Ein zu früher Startversuch kann die Elektronik dauerhaft beschädigen.
Wann sollten Sie einen Hörakustiker aufsuchen? Wenn das Gerät nach den Sofortmaßnahmen nicht funktioniert oder seltsam klingt, ist es ratsam, das Hörgerät zu einem Hörakustiker zu bringen. Die Expertinnen und Experten können das Hörgerät professionell reinigen und auf einen Wasserschaden prüfen.
Ohne Hörgerät schwimmen: Alternative Lösungen für Menschen mit Hörverlust
Denjenigen, die auf Nummer sicher gehen und das Hörgerät vor dem Schwimmen ablegen, stehen dennoch ein paar clevere Alternativen zur Verfügung, um beim Schwimmen nicht vollständig auf das Hören verzichten zu müssen oder das Gehör zu schützen. Mithilfe wasserdichter Knochenleitungskopfhörer können Menschen mit Hörverlust beim Schwimmen Musik hören, Sprachansagen verstehen oder sich mit dem Trainer verständigen – und das ganz ohne die Ohren zu blockieren oder Technik im Gehörgang zu tragen. Knochenleitungskopfhörer übertragen den Schall über die Schädelknochen direkt ins Innenohr.
Für Trägerinnen und Träger von Cochlea-Implantaten gibt es wasserdichtes Zubehör, das die Nutzung auch im Wasser ermöglicht. Wasserdichte Schutzhüllen, zum Beispiel, umschließen den externen Audioprozessor und halten Feuchtigkeit zuverlässig fern. Damit können Nutzerinnen und Nutzer ihr Cochlea-Implantat auch beim Schwimmen, Baden oder Duschen tragen, ohne ihre Technik zu gefährden. Spezieller Gehörschutz zum Schwimmen kommt vor allem Menschen ohne Hörgerät oder Implantat zugute. Diese maßgefertigten oder vorgeformten Ohrstöpsel schützen den Gehörgang vor eindringendem Wasser, das sonst zu Entzündungen oder Infektionen führen kann
Individuelle Beratung zum Schwimmen mit Hörgerät
Ob im Schwimmbad, am See oder im Meer – wer auf sein Hörgerät angewiesen ist, muss beim Schwimmen und Baden besondere Vorsicht walten lassen. Vom Herausnehmen des Hörgeräts über wasserdichte Lösungen bis hin zur richtigen Pflege nach dem Schwimmen: Es gibt viele Möglichkeiten, Ihr Hörgerät beim Schwimmen vor Nässe zu schützen und Schäden vorzubeugen. Sie sind unsicher, welches Zubehör zu Ihrem Hörgerät passt oder welche Lösung für Sie persönlich geeignet ist? Lassen Sie sich von unseren erfahrenen Hörakustikerinnen und Hörakustikern individuell beraten – wir von Hörluchs nehmen uns Zeit für Ihre Fragen und finden gemeinsam die beste Lösung. Buchen Sie jetzt ganz einfach online Ihren Termin, kontaktieren Sie uns per Telefon oder besuchen Sie uns in einem unserer Fachgeschäfte. Wir freuen uns auf Sie!