Ursachen für Hörverlust bei älteren Erwachsenen – Verstehen, erkennen und handeln
Der Hörsinn ist einer unserer wichtigsten Sinne. Unser Gehör ist immer aktiv, selbst wenn wir schlafen. Hören verbindet uns mit der Welt, mit unseren Mitmenschen und Freunden und ist entscheidend für unsere Lebensqualität. Mit zunehmendem Alter wird das Hören jedoch für viele zur Herausforderung. Etwa ein Drittel der über 60-Jährigen leidet an einer signifikanten Hörminderung und auch wesentlich jüngere Menschen sind heutzutage schon von einem Hörverlust betroffen. Diese Hörschwäche kann ein Hörgerät meist wieder ausgleichen. Doch was sind die Ursachen für diesen Hörverlust im Alter? Und was kann man dagegen tun?
Hörverlust vs. Schwerhörigkeit
Die Bezeichnung Hörverlust steht für eine Verringerung der Hörfähigkeit, die entweder vorübergehend oder dauerhaft sein kann. Die Ursachen für einen Hörverlust sind vielfältig und können von Infektionen über steter Lärmexposition bis hin zu altersbedingten Veränderungen reichen.
Der Begriff Schwerhörigkeit bezeichnet eine Form des Hörverlustes, die dauerhaft ist und dazu führt, dass eine Person Schwierigkeiten hat, normale Gespräche zu verstehen oder bestimmte Geräusche wahrzunehmen. In der Regel wird Schwerhörigkeit als eine Beeinträchtigung des Gehörs definiert, die eine Verstärkung von Geräuschen oder Sprache erfordert, um sie wieder klar zu hören.
Hauptursachen für Hörverlust im Alter
Die Hauptursachen für einen Hörverlust bei älteren Erwachsenen können grob in zwei Kategorien unterteilt werden: altersbedingter Hörverlust und durch Krankheiten verursachter Hörverlust.
Der altersbedingte Hörverlust, auch Presbyakusis genannt, ist ein ganz natürlicher Alterungsprozess. Die Haarsinneszellen im Innenohr – die das Hören von Tönen und Geräuschen ermöglichen – verlieren mit der Zeit an Elastizität und arbeiten weniger effektiv oder sogar sterben sogar ab. Auch strukturelle Veränderungen im Gehirn oder beim Hörnerv und Kalkablagerungen auf der Gehörknöchelchenkette (Otosklerose) können die Hörfähigkeit beeinträchtigen. Obwohl diese Prozesse zum Leben oder zum Älterwerden einfach dazu gehören, können sie meist durch eine gesunde Lebensweise und die Vermeidung von übermäßigem Lärm verlangsamt werden.
Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Infektionen können ebenfalls zu einem Hörverlust bei älteren Menschen führen. Diabetes beispielsweise kann die Durchblutung im Innenohr beeinträchtigen und so zu Schäden an den Haarsinneszellen führen. Herzerkrankungen können den Sauerstofffluss zum Ohr reduzieren, was das Hören und Verstehen beeinträchtigen kann. Schwere Infektionen, wie Meningitis oder Lyme-Borreliose, können sowohl einen vorübergehenden als auch einen dauerhaften Hörverlust zur Folge haben.
Die Rolle des Hörakustikers
Qualifizierte Hörakustiker verfügen über das Fachwissen und die notwendige technische Ausstattung, um exakte Hörtests durchzuführen und ein ausführliches Hörprofil zu erstellen. Sollten Symptome auf medizinische Probleme hinweisen, leiten Hörakustiker zu HNO-Ärzten oder Fachkliniken weiter. Liegt ein Hörverlust vor, empfehlen Hörakustiker geeignete Lösungen, etwa Hörsysteme, ein Hörtraining, die Kombination aus Hörgerät und Gehörschutz oder bei Tinnitus ein Tinnitus-Kombi-Gerät, um eine zunehmende Lärmschwerhörigkeit zu verhindern. Fällt die Entscheidung für ein Hörgerät, passt es der Hörakustiker optimal an die Lebenswelt seines Trägers an, wartet es regelmäßig und berät über geeignetes Zubehör für die bestmögliche Leistung.
Prävention von Hörverlust im Alter
Zusätzliche Ursachen für Hörverlust im Alter
Neben einem natürlichen Alterungsprozess und Krankheiten wie Diabetes, Stress oder Herz-Kreislauf-Problemen gibt es weitere Faktoren, die einen Hörverlust im Alter beschleunigen können. Dazu zählen beispielsweise Antibiotika oder Chemotherapeutika, die als ototoxisch gelten und das Gehör beeinträchtigen können. Auch die permanente Beschallung mit lauten Geräuschen an Lärmarbeitsplätzen oder in der Freizeit, kann zu einer irreparablen Schädigung des Gehörs führen.
Das Gehör und die kognitive Funktion
Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass ein Hörverlust auch einen Einfluss auf kognitive Prozesse des Gehirns nehmen kann. Einige Studien deuten darauf hin, dass Menschen mit einem Hörverlust ein erhöhtes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz aufweisen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose und einer fachlich fundierten Behandlung von Hörverlusten.
Die psychosozialen Auswirkungen von Hörverlust
Jeder Hörverlust kann auch psychosoziale Auswirkungen mit sich bringen. Personen mit Hörminderungen neigen eher dazu, soziale Aktivitäten zu meiden, was zu Isolation oder Depression führen kann. Auch die Kommunikation mit Familie und Freunden ist für schwerhörige Personen herausfordernd und führt nicht selten zu Missverständnissen und Frustration auf beiden Seiten.
Moderne Hörhilfen
Moderne Hörhilfen zur Behandlung eines Hörverlusts sind heutzutage kleiner, diskreter und leistungsfähiger als je zuvor. Darüber hinaus bieten viele Hörsysteme inzwischen smarte Funktionen, zum Beispiel eine Bluetooth-Konnektivität, durch die sich die Hörgeräte direkt mit Smartphones, Fernsehern oder anderen Geräten verbinden. Dies erhöht nicht nur die Funktionalität der Hörgeräte, sondern verbessert auch die Lebensqualität seiner Benutzer.
Ernährung und Hörgesundheit
Kann unsere Ernährung einen Einfluss auf die Gesundheit unseres Gehörs nehmen? Einige Studien deuten darauf hin, dass eine Ernährung, die reich an Antioxidantien und bestimmten Vitaminen ist, das Risiko für einen altersbedingten Hörverlust reduzieren kann. Antioxidantien helfen dabei, die Gesundheit der Haarsinneszellen im Innenohr zu erhalten, während Vitamine wie B12 und Folsäure dazu beitragen können, die Gesundheit des Hörnervs zu erhalten. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte jedoch nicht auf eigene Faust erfolgen, sondern von einem Arzt angeleitet und überwacht werden.
Die Zukunft der Hörverlustbehandlung
Forschung und Entwicklung stehen auch im Bereich der Behandlung von Hörverlusten nicht still. Eine vielversprechende Möglichkeit bietet die regenerative Medizin, bei der versucht wird, die Haarsinneszellen im Ohr zu reparieren. Obwohl diese Technologie noch in den Kinderschuhen steckt, könnte sie eines Tages neue Behandlungsoptionen für Menschen mit einem Hörverlust in Aussicht stellen.
Manche Schwerhörige oder Gehörlose können schon heute mit einem Cochlea-Implantat, auch Hörimplantat genannt, wieder Hören lernen. Diese elektrisch betriebene Innenohrprothese übernimmt die Funktion der Hörschnecke oder Cochlea. Moderne Cochlea-Implantate können ohne weitere Operation auf den technologisch aktuellen Stand gebracht werden. Neue Sprachprozessoren werden einfach mit dem Cochlea-Implantat verbunden. Sie sind sogar reversibel, für den Fall, dass die regenerative Medizin bald eine Reparatur der Hörsinneszellen ermöglicht.
Fazit
Ein Hörverlust im Alter kann unser Leben verändern. Mit der richtigen Behandlung ist es jedoch möglich, ihn zu minimieren und unsere Lebensqualität wieder zu verbessern. Entscheidend für unsere Hörgesundheit ist das Erkennen der Ursachen und das Verständnis für die Möglichkeiten zur Behandlung. Wenn Sie sich fragen, ob Ihr Gehör noch intakt ist, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein qualifizierter Hörakustiker kann Sie bei der Diagnose und bei der Behandlung eines Hörverlusts unterstützen und Ihnen dabei helfen, die Freude am Hören wiederzuentdecken.